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Sizarr über illegale Downloads, Berlin und die Provinz

Vor zwei Jahren standen sie schon auf der Bühne des Melt! Festival, dabei hat ihr jüngstes Mitglied erst gerade das Abitur absolviert. Man spricht in solchen Fällen gerne mal von Durchstartern. Danger Mouse hat die drei Pfälzer als Vorband für seine Band Broken Bells ausgewählt und im September veröffentlichen sie ihr Album auf Four Music, dem Label der fantastischen Vier. Hört man ihre Musik, weiß man warum das Label zugegriffen hat. Die Erwachsenheit ihres Sounds und vor allem die Stimme von Sänger Fabian überraschen so gut wie jeden Zuhörer. (Interview und Fotos: Julius Brodkorb)

Ihr kommt alle ursprünglich aus Landau, wohnt ihr mittlerweile auch schon in Berlin?

Fabian: Phillip und ich wohnen zusammen in Mannheim und Marc wohnt in Heidelberg, weil er nachher umgezogen ist. Er ist ein Jahr jünger und war noch in der Schule, als wir umgezogen sind.

Marc: Heidelberg ist eine alte schöne Stadt, die im Tal umringt von Bergen liegt und durch die der Neckar fließt.

In Berlin seid ihr jetzt auch wegen eures neuen Videos. Man konnte euch in grünen Ganzkörperanzügen sehen, wo nur die Arme frei waren.

Marc: Ja, die Arme schweben im Raum. Das haben wir für die nächste Single vor dem Greenscreen gedreht. Wir haben das Drehbuch selbst geschrieben. Wir haben sogar das Artwork für das Album gemacht.

Ihr macht ja auch schon ziemlich lange Musik zusammen.

Marc: Seit 2009 gibt es uns in der jetzigen Konstellation und Philipp und ich hatten schon eine Band seit wir beide 11 und 12 Jahre alt waren. Damals haben wir gerappt.

Was für eine Musikszene findet man in Landau vor, wo ihr ja alle herkommt?

Marc: Eher eine Coverbandszene, die auf den Weinfesten in jedem Dorf spielt. Es gab zwar Bands, aber keine Szene, in die man sich einordnen konnte.

Und woran habt ihr euch stattdessen orientiert und woher eure Einflüsse bezogen?

Marc: Das waren immer schon sehr vielfältige Sachen, wir haben immer viel Musik gehört. Mit acht war das Eminem. Die erste Liebe war HipHop, noch in der Grundschule.

Was sich irgendwann gewandelt hat.

Philipp: Es war nicht so, dass wir keinen Bock mehr auf HipHop hatten, aber es hat sich dann ausgeweitet.

Marc: Man wird älter und offener für andere Sachen. Ich hatte auch eine Drum’n’Bass-Phase, das war mein erster Kontakt mit elektronischer Musik. Mit 12 oder 13 war ich auf meiner ersten Party und da lief Drum’n’Bass.

Philipp: In Landau gab es so ein, zwei studentische Clubs. Da war zum Beispiel die Party Born 4 Bass, mit irgendwelchen Pfälzer Drum’n’Bass-Heads, die dann nationale und internationale MCs eingeladen hatten. Oder es gab ein Leeroy Thornhill-DJ-Set.

Wo geht ihr heute feiern?

Fabian: Oh, kaum.

Marc: Ich geh in Heidelberg meistens in den Karlstorbahnhof, da kennt man eigentlich immer ein paar Leute. Es ist kein richtiger Club, aber da sind am Wochenende viele Konzerte und immer Parties, die schön sind. Da hab ich auf jeden Fall schon sehr viel Spaß gehabt. Da hat es für uns letztlich auch angefangen.

Fabian: Ja, das war sehr wichtig für uns. In Mannheim ist es eher schwierig.

Philipp: In Mannheim gibt es viele beknackte Clubs. Ich hab mal eine zeitlang an der Bar in einem Club gearbeitet und das war der ungefähr most random place ever, also was Parties angeht war alles beschissen. Außer einer Party, die war ganz geil, die Roll Deeper, da lief UK Funky und Grime. Gute Musik, aber es war niemand da, ziemlich traurig.

Fabian: Es ist halt alles und nix. Da wird so viel gemacht, dass es alle anspricht, aber niemand dauernd hingehen kann.

Hört ihr denn eure eigene Musik überhaupt noch selbst, wenn ihr aus dem Studio rausgeht?

Fabian: Nein, als das Master rausgekommen ist, hab ich mir das einmal komplett angehört und seitdem nicht mehr. Ich will es auch echt nicht tot hören, weil wir es ja noch so oft spielen müssen und das ist dann der Horror.

Marc: Man muss ja jetzt auch drüber reden, weil es ein Produkt ist, was wir verkaufen.

Manche Musiker haben ihr Album für sich abgehakt, sobald es herauskommt und sehen es nicht mehr als ihres an.

Marc: Natürlich ist es immer noch ihres, weil sie es erschaffen haben. Aber es gehört auch zu einem gewissen Teil den Zuhörern, weil jeder persönlich etwas Anderes damit verbindet und es anders wahrnimmt.

Philipp: Wir haben in den letzten zwei Jahren einige Interviews gegeben und es wurde immer darüber gesprochen, wo wir schon überall waren. Jetzt führen wir die ersten mit Leuten, die unser Album bereits gehört haben. Für uns ist interessant, was sie darüber sagen.

Ihr kommt ja aus einer Zeit, wo man noch über MySpace bekannt werden konnte.

Marc: Da waren wir aber nicht mehr wirklich aktiv.

Philipp: Doch, wir haben gestern noch darüber gesprochen, dass ich noch vor vier Jahren jeden Club der mir bekannt war angeschrieben habe, ob wir nicht da spielen können und wie ich auf MySpace irgendwelchen HTML-Quatsch versucht habe.

Fabian: MySpace kann man demnächst dann für eine symbolische Ablösesumme von einem Euro kaufen.

Mittlerweile nutzen ja eigentlich auch alle Soundcloud.

Fabian: Auf jeden Fall.

Marc: Ich finde es krass, dass auf Soundcloud die meisten Bands und Produzenten mehr Follower haben als auf Facebook.

Fabian: Das finde ich ja gut, dass es eine hundertprozentige Musikplattform gibt, die nicht geknüpft ist an andere Social Networks.

Marc: Und das man die Wellenform der Stücke sieht.

Philipp: Das ist geil, dass du einen Kommentar genau an den Punkt setzen kannst, den du gut findest.

Fabian: „Where is the drop?“ zum Beispiel.

Wie bei Skrillex, den ja bisher kein Musiker gerne mochte, den ich gefragt habe.

Marc: Ich hab ja Respekt vor ihm.

Fabian: Klar!

Marc: Er weiß schon, was er macht und es gefällt Leuten.

Fabian: Der Typ hat ja schon mad skills. Das ist schon krass abartig.

Wenn wir gerade schon beim Internet waren, was haltet ihr generell von illegalen Downloads?

Marc: Ich hatte es vorhin schon jemandem erzählt, dass ich eigentlich sehr für illegale Downloads bin. Ich gebe zu, ich habe es auch schon gemacht, vor allem bei Musik, die man einfach sonst nicht finden konnte. Ich war viel auf Weltmusik- und Obskuritäten-Blogs mit Sachen, die man nicht kaufen kann oder die einer auf einem Wochenmarkt in Indien auf Tape gekauft hat. Deshalb braucht man das irgendwie auch als Quelle. Und die Leute hören sich die Sachen ja auch an und gehen dann auf Konzerte, man kann sich ja nicht illegal Konzerttickets besorgen.

Was ist denn aber beispielsweise mit einer Band, die nicht in deinem Land auftreten kann und bei der man eben nicht auf das Konzert gehen kann?

Marc: Man kann es natürlich nicht nur gut heißen, und dass die Leute dadurch weniger verdienen, stimmt ja auch. Das Problem ist, dass kein Mensch ein Maß findet, wie weit man das treibt und manche denken halt, dass es okay ist sich einfach alles herunterzuladen.

Und sowas wie Spotify oder eine Flatrate?

Fabian: Wenn es da denn alles geben würde. Auf Spotify gibt es ja auch nur die Sachen, die offiziell released sind und der Musiker verdient gar nichts dabei. Das ist das Problem, vor dem man jetzt steht. Die Industrie stellt sich um und es ist klar, dass der Musiker keine Platten mehr verkauft, dadurch nicht mehr reich wird und er eben spielen muss. Damals hatten die Leute auf einmal immer Zugriff auf alles, haben Sachen kennengelernt, die sie sonst nie gesehen hätten. Jetzt hat man kaum noch Zugriff, aber die Leute wollen trotzdem kein Geld mehr für Musik bezahlen und das ist dann der komplette Engpass.

Was hättet ihr gemacht wenn Four Music euch nicht gesigned hätte?

Fabian: Selbst gemacht.

Marc: Wenn das Produkt nicht total schlecht ist, findet man glaub ich immer ein Label, wenn auch nur ein kleines. Aber man findet immer eine Plattform, auf der man es rausbringen kann.

Was denkt ihr darüber, dass die Bild-Zeitung euch als zukünftige Stars von 2012 sieht?

Marc: Die Liste war noch nicht mal schlecht.

Fabian: Bild Online ist glaub ich journalistisch noch was Anderes. Aber man denkt schon, crazy, Bild! What?

Was würdet ihr machen, wenn ihr keine Musik machen würdet?

Marc: Ich finde, wenn man plant hat man schon verloren. Man muss sich ja schon voll auf eine Sache konzentrieren, sonst wird es doch nichts. Das haben wir so für uns entschieden. Ob es klug ist oder nicht, müssen wir später noch entscheiden, aber bis jetzt hat es funktioniert.

Fabian: Musik hat mir die ganze Kunstwelt eröffnet. Ich hab Lust zu malen und zu filmen. Ich zeichne Mangas. Da hätte ich Bock drauf, berühmter Manga-Zeichner zu sein.

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