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Lazer Sword über abgebrochene Tischbeine und Musikproduktion

Heute erscheint das zweite Album „Memory“ des Projektes Lazer SwordAntaeus Roy, der sich Lando Kal nennt und Bryant Rutlege aka Low Limit feilen damit an einem futuristischen Sound, der etwas ruhiger als auf dem Vorgängeralbum scheint. Mittlerweile sind sie bei Monkeytown unter Vertrag und reihen sich in eine fantastische Liste unter anderem mit SiriusmoMouse on Mars und den Labelbetreibern Modeselektor selbst ein. (Interview & Fotos: Julius Brodkorb)

Was hat euch zu Modeselektors Label Monkeytown gebracht?

Antaeus Roy: Ich fürchte, das ist keine besonders verrückte Geschichte. Wir stehen schon seit längerer Zeit in Kontakt, im Grunde eine Internet-Beziehung, wenn man so will. Ich denke, sie mochten einfach unsere Sachen und wir sind sowieso große Fans von allem, was sie so machen. Dass ich dann noch nach Berlin gezogen bin, hat definitiv dazu beigetragen, weil wir uns so endlich auch mal persönlich treffen konnten. Letztlich kamen sie dann mit der Idee, dass wir etwas bei ihnen auf dem Label herausbringen könnten und es war gar keine Frage, ob wir darüber nachdenken müssen, weil es einfach perfekt passt. Beide Seiten sind auf jeden Fall damit sehr glücklich.

Bryant lebt immer noch in L.A., Antaeus in Berlin, könnt ihr einen großen Unterschied zwischen der amerikanischen und der deutschen Musikszene feststellen, bzw. interessiert euch das?

Antaeus Roy: Auf jeden Fall ist da ein Unterschied. Gerade beim Touren in Europa und den vereinigten Staaten kann man den Unterschied sehen. Ich denke einiges von dem, was wir in letzter Zeit gemacht haben kommt in den USA nicht an, weil sich diese Art Musik dort noch nicht etabliert hat. Gerade in den USA gibt es viele Musiker, die dort bleiben und dort eine riesige Fanbase haben, aber diese Musik würde dann in Europa auch nicht funktionieren. Es gibt definitiv auch einen Sound-Unterschied. Ich glaube gerade im Laufe des letzten Jahres haben viele amerikanische Musiker angefangen ihren Horizont zu erweitern und etwas weiter zu denken, Sachen zu machen, die man in den USA eigentlich gar nicht erwarten würde. Mittlerweile ist das Touren dort auch wieder interessanter und wir sind da mit vielen anderen Musikern unterwegs, die wir selber kennen und deren Musik eher zu uns passt.

Bryant Rutledge: Ob es einen Unterschied gibt? Ja, auf jeden Fall! Lange bevor Antaeus nach Berlin gezogen ist, haben wir beide sehr viel nach Europa geschaut und gehört, was hier so läuft. In den USA ist es von Staat zu Staat unterschiedlich, hier von Land zu Land. Aber wie Antaeus schon sagt, interessieren sich sowohl Musiker als auch Fans immer mehr für Styles aus anderen Ländern, die wir auch schon seit längerem hören. Die Zuhörer öffnen sich immer mehr neuen Sachen gegenüber, was vor ein paar Jahren noch sehr limitiert war. In Los Angeles gab es die Hip-Hop-lastige Szene, sowas rund um Flying Lotus und ansonsten den amerikanisierten Dubstep. Mittlerweile gibt es aber auch viele neue Musiker wie Salva oder Machinedrum, der mittlerweile ja auch in Berlin lebt und insgesamt eine geschmackvolle neue Szene an Musik, die wir in den USA beobachten können und die auch durch europäische Künstler beeinflusst sind.

Und das Publikum unterscheidet sich dann auch voneinander…

Bryant Rutledge: Definitiv ja. Elektronische Musik ist in Europa einfach geläufiger als bei uns. Bei älterem Publikum ist House und Techno eher bekannt, die Sachen aus Detroit und Chicago, aber mittlerweile nehmen auch die Jüngeren elektronische Musik an. Aber in Deutschland und England zum Beispiel ist diese Musik einfach schon viel weiter verbreitet.

Als ich das erste Mal was von euch hörte, war das das Stück „Koopa Boss Mode“, was sich komplett von dem unterscheidet, was auf eurem neuen Album zu hören ist. Welche Einflüsse oder Ideen haben zu diesem Stilwandel geführt?

Bryant Rutledge: Ich würde sagen, dass es immer eine natürliche Weiterentwicklung gibt und wir probieren einfach gerne unterschiedliche Dinge aus und hören auch ständig in aktuelle Musik hinein. Hätten wir damals andere Musik gehört, hätte sich vielleicht auch wieder etwas völlig anderes daraus entwickelt. Für uns ist es wichtig, uns ständig weiter zu entwickeln und neue Bereiche zu entdecken. In den letzten Jahren haben wir einfach relativ viel europäische Musik gehört. Wir nehmen das alles irgendwie in uns auf und entwickeln es dann auf die Lazer Sword-Weise weiter.

Antaeus Roy: Ich glaube, es hat auch viel mit der Zeitspanne zwischen unseren beiden Alben zu tun. Man lernt einfach neue Sachen als Musiker hinzu, man besorgt sich neue Geräte oder man informiert sich über neue Techniken, um den Sound zu verbessern. Man probiert via Trial & Error rum und kommt irgendwann zu neuen Sounds und das ist meines Erachtens sehr zuträglich, dass man sich immer wieder verändert. Dadurch bleibt es auch immer weiter interessant.

Ich habe mich neulich mit Addison Groove unterhalten und er erzählte mir, dass er fast ausschließlich auf analoges Equipment setzt. Wie haltet ihr es mit den Geräten?

Antaeus Roy: Gerade bei meinem Solo-Projekt setze ich mehr auf Analoges… ich würde jetzt nicht sagen wollen, dass das Eine besser oder schlechter als das Andere ist, aber ich habe damals zuerst angefangen mit Software zu produzieren. Ich wollte neue Wege finden und da war die Einbeziehung von analogem Equipment irgendwie der nächste logische Schritt. Zuletzt habe ich viel Zeit damit verbracht einfach Sounds auszuprobieren, im Grunde eine Jam-Session, bei der ich alles aufnehme, auch die Fehler, und die ich dann nachher neu arrangiere. Ich benutze eine Miami Drummachine von acidlab.de, die ein Clone der Roland TR-808 ist. Außerdem noch eine Roland MKS-80 Super Jupiter, ein sehr seltenes Gerät, was schwer zu besorgen war, was sehr coole und merkwürdige Sounds produzieren kann. Ich arbeite generell gerne mit Roland-Equipment, weil ich ein Anhänger dieser Oldschool-Sounds bin.

Ihr arbeitet ja zusammen, obwohl ihr auf verschiedenen Kontinenten lebt. Wie läuft das dann ab?

Antaeus Roy: Meistens arbeiten wir in verschiedenen Studios und auf unsere eigene Weise. Aber von der generellen Herangehensweise an Musik sind wir uns einig und fangen immer mit einer sehr minimalen Basis an, auf die der andere dann aufbauen kann. Wir stellen unsere Musik dann auf einen Server, wo wir beide drauf zugreifen können und ich lasse ihm dann den Raum eigene Sounds hinzuzufügen oder Teile wegzunehmen und zu verändern. Einerseits ist es wieder Trial & Error, aber andererseits versuchen wir immer zu einem Punkt zu kommen, wo wir beide glücklich mit sind. Wir machen das schon seit einigen Jahren und sind wirklich sehr zufrieden mit dieser Vorgehensweise.

Welche Software benutzt ihr?

Antaeus Roy: Wir benutzen beide Ableton Live für das Projekt Lazer Sword. Mit dem Programm sind die Möglichkeiten unbegrenzt und man kann sich seinen eigenen Workflow schaffen. Es ist für Lazer Sword einfach am sinnvollsten.

Wenn ihr einen aktuellen Musiker empfehlen müsstet, wer wäre das?

Antaeus Roy: Ich höre ja sehr viele unterschiedliche Sachen. Nicht mal spezielle Musiker, eher verschiedene Labels. Zum Beispiel verfolge ich das Label Underground Quality, die Sachen von Jus-EdFred P und Levon Vincent, viel New York House, housiger Techno, technoide House-Music, wie man es auch immer nennen möchte. Vieles von dem, was auf dem Label Clone erscheint, die Clone Basement Serie ist sehr gut zum Beispiel. Dort haben GerdUntold und Blawan Platten rausgebracht, diese Serie ist wirklich großartig. Aber auch unsere eigene Familie, wie Hotflush Recordings von Scuba bringt immer wieder neue, verrückte Sachen raus, sowas wie Sepalcure oder Sigha, die sehr viele unterschiedliche Stile berühren und ich bin wirklich glücklich, dass ich auf diesem Label veröffentlichen kann. Vielleicht hat Bryant noch ein paar andere auf seiner Liste…

Bryant Rutledge: Ja, also wir haben natürlich ähnliche Freunde, deren Entwicklung wir verfolgen. Es gibt viele sehr interessante Leute, wie Salva aus Los Angeles oder eben auch die Sachen von Sepalcure oder Machinedrum. Ich mag die ganzen Diskographie von dem Label Planet Mu, diese verdrehten, euphorischen Sachen, die sie in letzter Zeit herausgebracht haben. Andererseits höre ich auch viele alte House-Platten, zum Beispiel Theo Parrish, zu dem ich erst sehr spät gekommen bin.

Ihr habt zuletzt mit Jimmy Edgar und den Foreign Beggars zusammen gearbeitet, was ist für euch das Interessante an solchen Kollaborationen?

Bryant Rutledge: Es macht Spaß sich einen Vocal-Song vorzustellen, bevor man die Vocals überhaupt hat. Die Stimme ist ja für sich genommen ein sehr dynamisches Instrument. Man produziert im Grunde ein Bett an Musik, das keine heraus stechenden Sounds hat, sondern Platz für den Gesang lässt, damit der Künstler anschließend seine eigene Interpretation abliefern kann. Ob er singt, schreit oder es ein Rap wird, man weiß es nicht. Es ist interessant nicht die gesamte Arbeit als Produzent zu machen, wie zum Beispiel bei dem Jimmy Edgar-Stück. Man hat eine Idee im Kopf und liefert dann dieses Klangbett ab, worauf der Künstler seine Stimme hinzufügt und am Ende rundet man das Ganze ab.

Ihr seid ja gerade viel auf Tour, was ist für euch die ideale Clubsituation?

Bryant Rutledge: Würde ich es jetzt rein wirtschaftlich betrachten, dann wären das die großen Shows mit richtig vielen Leuten. Aber dennoch ist es tatsächlich das Underground-Szenario, wo kein großes Security-Aufgebot ist und alle nur Spaß haben, vielleicht eine Nebelmaschine, einfach ein intimeres Umfeld und es keine 12 Euro-Drinks gibt. Es gibt natürlich auch manchmal größere Shows, wo eine ähnliche Stimmung aufkommt. Aber die meisten Musiker werden mir zustimmen, dass es die kleineren Parties sind, die am meisten Spaß machen.

Antaeus Roy: Man kann es wirklich auf die Atmosphäre reduzieren, irgendwas Underground-Keller-mäßiges, mit niedrigen Decken, wenig Licht, ein bisschen Lasershow und Nebel. Wichtig ist auch das Publikum und Musiker auf der selben Höhe im Raum sind. Wenn man auf so einem erhöhten Podest steht, ist es irgendwie als würde man zum Publikum predigen und sagen: „Kniet nieder zu meiner Musik!“ und das hat für mich irgendwie mehr negative Aspekte. Ich mag es eher familiär und dass sich alle auf dem gleichen Level befinden. Vielleicht 200, maximal 300 Leute, die einfach Spaß zusammen haben.

Hattet ihr auch schon richtig üble Erfahrungen im Club?

Antaeus Roy: Wir hatten beides. Schlecht ist, wenn man zum Beispiel extrem weit vom Publikum entfernt ist. Wir versuchen irgendwie immer in der Menge zu sein, einen Tisch, der direkt im Raum steht und wo die Leute sehen können, was wir machen. Wir tanzen und haben genauso Spaß wie das Publikum und wir bewegen uns in der gleichen Welt.

Tim Exile geht zum Beispiel mit seinen Geräten direkt durch die Menge und die Leute flippen dann völlig aus.

Antaeus Roy: Ja, und ansonsten was noch passieren kann ist, dass sind so technische Sachen, dass die Monitorboxen zu hoch oder zu tief stehen, dass wir keinen Platz für unser Equipment haben, ein Bein des Tisches gibt den Geist auf und alles fällt auf den Boden.

Das ist schonmal passiert?

Antaeus Roy: Ja, das haben wir alles durch. Wir haben echt eine Menge Auftritte gehabt und ich habe das Gefühl, dass wir schon alle Arten an Erfahrungen durch haben. Aber hauptsächlich eher gute.

Was macht ihr eigentlich die zwei Tage, die ihr jetzt in Berlin noch zusammen rumhängt, bevor es wieder losgeht?

Antaeus Roy: Es ist in der Tat recht anstrengend permanent unterwegs zu sein. Unser Freund Machinedrum, Travis Stewart nennt das coole Probleme. Wenn man nämlich drüber nachdenkt – es ist natürlich anstrengend, dauernd zu fliegen, man ist ständig an Flughäfen und geht von Show zu Show – aber wenn man da also in Ruhe nachdenkt, dass man gerade durch die ganze Welt reist und etwas macht, das man absolut liebt… man ist schon in einer besseren Lage, als man eigentlich denkt. Aber sicher, wenn man das alles hinter sich hat, ist es schon gut, sich mal zu entspannen. Ich versuche dann definitiv raus zu gehen und Freunde spielen zu sehen. Ich schaue mir dann auch gerne an, wie andere Shows so laufen, wie das Publikum reagiert. Das ist was, was ich ganz nett finde, wenn man mal die Zeit hat.

Zuletzt noch eine Frage, seid ihr Star Wars-Fans oder woher der Name Lazer Sword und Lando Kal?

Antaeus Roy: Ja, das hören wir öfter! Das kam alles irgendwie eher zufällig, Star Wars war da überhaupt nicht der Gedanke. Der Name Lazer Sword kam tatsächlich daher, dass wir damals das Kaos-Pad von Korg benutzten. Das haben wir sehr oft bei der Produktion und bei Live-Auftritten benutzt. Irgendwann wurden wir etwas nervös, weil wir immer noch keinen Namen hatten und da sind wir die Namen der Voreinstellungen des Geräts durchgegangen. Und eine davon hieß eben Lazer Sword und das fanden wir irgendwie cool, es passte ganz gut. Es hat also gar nichts mit Star Wars zu tun. Und mein Name Lando Kal, ja offensichtlich ist es der Name eines Charakters aus den Filmen, aber Lando ist auch wirklich mein zweiter Vorname. Tatsächlich sind meine Eltern ziemliche Star Wars-Fans, also vermute ich, dass es doch damit zu tun hat. Also gibt es doch irgendwie eine Verbindung zu Star Wars… aber es ist nicht der Masterplan hinter alledem.

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