Housemeister über sein neues Album, Tattoos und Nudelsalat

Housemeister ist wieder zurück. Vielmehr war er nie weg, sondern sein eigenes Label war einige Jahre untergetaucht, während er regelmäßig bei Boysnoize Records veröffentlichte. Nun aber sind er und sein Label präsenter denn je, er hat das Album „OP-1“ im Gepäck und unterhielt sich mit mir über die Entstehungsgeschichte und ein paar andere Dinge des Lebens. (von Julius Brodkorb, Fotos: Birgit Kaulfuss)

Housi, dein Label allyoucanbeat (AYCB) hatte ein paar Jahre Dornröschenschlaf eingelegt, jetzt ist es wieder da. Wie kam es dazu?

Der unfreiwillige Dornröschenschlaf wurde ja damals durch die Pleite vom Distributor Neuton und einigen anderen Niedergängen von Plattenvertrieben eingeleitet. Dadurch habe ich halt eine Menge Geld verloren und beschlossen, das Label auf Eis zu legen und einfach nur noch bei Boysnoize Records (BNR) zu releasen. Nun sind bei Boysnoize Records mittlerweile so viele Artists, dass ich eigentlich nur ein bis zwei Release-Slots im jahr habe. Das hat mich dann auch faul gemacht. Ich habe dann Anfang des Jahres entschieden AYCB zu relaunchen und monatlich Housemeister Releases rauszubringen, auch Housemeister & Friends oder Freunde von mir. Das hat viele Vorteile, zum Beispiel muss ich niemanden fragen, ob es ihm gefällt und ich kann endlich wieder Artwork designen, muss mich um Dinge kümmern, Promotion, Kampagnen, Sticker etc. Ich bin einfach wieder ein bisschen ausgefüllt. ich hab was zu tun und das macht zufrieden!

Trotzdem bist du noch weiterhin bei dem Label Boysnoize Records unter Vertrag, auf welchem jetzt dein aktuelles Album „OP-1“ erschienen ist. Es heißt wie das Gerät mit dem alle Stücke entstanden sind. Der OP-1 ist ein ziemlich kleines Musikinstrument wie man auch auf dem Cover sehen kann. Stammt wirklich alles was man auf dem Album hört nur aus dem OP-1?

Ja, ich hab das komplette Album mit dem OP-1 produziert, auf Tour letztes Jahr in Hotelzimmern und Flugzeugen. Ich bin stolz drauf, denn somit ist es ein Konzeptalbum. Das kleine Ding hat alles drin, was man braucht: mehrere Synthesizer Engines, eine Drummachine, einen Sampler, mehrere Sequencer, ganz eigene Effekte und zu guter letzt eine virtuelle 4-Spur-Bandmaschine/ Recorder. Ich hab also viele eigene Samples reingeladen oder direkt vom Radio gesampled – ja ein Radio ist auch drin – und hab dann die Matrix des OP-1 benutzt und ca. 50 Tracks recorded. Davon dann die besten 14 raus, ein bisschen editiert und fertig ist der Lack! Also alles ist aus dem OP-1.

Bist du jemand der so sehr von Musik getrieben ist, dass er deshalb auch unterwegs auf Reisen Musik machen muss? Oder war das Gerät für dich nur eine neu entstandene Möglichkeit die dann zu dem Album führte?

Ja wenn man viel reist, muss man sich ja auch die Zeit vertreiben. Also liest man viele Bücher, spielt am iPhone oder OP-1. Ein Album aus Zeitvertreib. Klingt gut.

In irgendeinem Interview hat dein Freund Boys Noize mal auf die Frage, welches Musikinstrument noch erfunden werden müsste geantwortet, dass dieses die eigene Vorstellung von Klängen im Gehirn direkt in Sound umwandeln müsste. Wäre das was für dich oder wie würde dein perfektes Musikinstrument aussehen?

Hm, also mein perfektes Instrument hätte eher gaaanz viele Knöpfe, Tasten und Schalter, hätte mehre Sequencer verschiedenster Art, 10 LFOs , fetteste Filter, müsste zum Spielen animieren, coole Effekte schon mit drin, alles voll inspirierend und es müsste viele abgefahrene Zufälle erlauben und fördern, also vielleicht Random Knöpfe, die auf alle Parameter zugreifen und auch auf den Sequencer…. hahaha! Aber so was in der Art habe ich schon.

„Früher war alles besser!“ Kommen dir solche Worte über die Lippen, wenn du über Musik, Clubszene und generell das Leben nachdenkst oder freust du dich eher über die vielen Möglichkeiten, die die meisten von uns heute haben?

Früher war man ja auch jünger! Man kann die Zeit nicht zurückdrehen und ich will das auch nicht.

Auf welchen Trend könntest du sehr gut verzichten?

Auf den „Konzerne übernehmen die Welt und vergiften alle und alles und die Regierung glaubt 1984 wäre eine Bedienungsanleitung“-Trend könnt ich gut verzichten.

Du hast ja einige sichtbare Tattoos, kannst du dazu auch was erzählen? Und ist das ein laufendes Projekt oder hast du schon alle Motive, die du wolltest? Wurdest du auch schon schräg angeguckt deswegen?

Mein neuestes Tattoo hab ich letztes Jahr in Mexico City machen lassen. Es ist der Schaltplan vom OP-1, der sah so gut aus und ich war so begeistert von dem Gerät, da hab ich’s mir einfach stechen lassen. Meinen Roboter an der Wade habe ich mir mal in Thailand am Strand auf die tradionelle Weise tätowieren lassen. Es war herrlich, kein nervendes Surren der Maschine, kein Neonlicht, stattdessen Merresrauschen und einen Thai-Whiskey. Auch danach war alles viel einfacher, man brauchte zum Beispiel keine nervige Folie drummachen, sondern direkt ins Wasser. Stress hatte ich des öfteren wegen meines Blitzes am Hals. So wurde ich mehrmals an Flughäfen oder Bahnhöfen von der Polizei gestoppt, die es von weiten für rechtsradikales Material hielten. Allerdings hab ich mich immer gefragt, auf welcher Schule die gelernt haben? Ich meine, ich so als B-Boy mit bunten Klamotten, Sneaker und Baseballkappe. Naja hat sich ja immer geklärt.

Auf discogs.com führt der MySpace-Link von AYCB übrigens zum Oberstufen Partygremium aus Bergheim in Nordrhein Westfalen. PHON.O hat sich vor kurzem eine neue MySpace-Seite angelegt und ich glaube mittlerweile auch wieder gelöscht. Wann warst du das letzte mal auf MySpace?

Das war wohl letzte Woche, weil ich hier gerade zugespamt werde, von wegen: kennst du schon das neue Profil von…? Jeden Tag… wahrscheinlich krieg ich jetzt von allen 27.000 Freunden auf MySpace eine Mail, dass ich mir doch mal ihr neues Profil angucken soll. Naja, da ich mein Profil aus Doofheit nicht gelöscht bekomme, hab ich die Mails einfach direkt in den Mülleimer geroutet.

Obwohl das Internet ja eigentlich Neuland für uns alle ist, beschäftigst du dich dann doch schon eine längere Weile damit. Was regt dich im Moment richtig auf und was interessiert dich gerade besonders?

Facebook und die NSA regen mich auf und Vogelnest-Livecams sind gerade der Hit! Check die Fischadler oder die Storchenbabys!

Was gehört in einen anständigen Nudelsalat?
Zwei Sorten Mayo, Joghurt, saure Sahne, grüne Gurke, Gewürzgurke, dreierlei Paprika, Mais, Jagdwurst, vielleicht Mandarine, Lauch kommt auch gut… Zwiebeln – na klar – und Knoblauch bei Bedarf. Gern eine Prise süßen Paprika, Curry und Curcuma (Anti-Krebs und schöne Farbe), Salz, Pfeffer, einen Schuss Ketchup oder BBQ-Soße und zu guter Letzt: die Nudel. Am besten Sprirellies. Fertig ist der beste Ost-Nudelsalat der ganzen Welt. PS.: Kalt muss er sein!

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