Funkstörung

Dieses Interview ist ursprünglich im Magazin de:bug erschienen. (Interview und Fotos: Julius Brodkorb)

Beginnen wir mit dem Thema, das sicher die meisten am Anfang eures Comebacks beschäftigt hat. Der Beef.

Michael Fakesch: Wie in einer guten Ehe, haben wir uns da in die Wolle gekriegt. Es hätte da nicht mehr funktioniert.

Aber es scheint schon ganz schön heftig gewesen zu sein oder?

Chris De Luca: Das hat sich ganz schön aufgestaut. Das war schon heftig, sonst hätte das sicherlich nicht zehn Jahren gedauert.

Michael: Das war dann sicherlich auch die räumliche Trennung. Chris war in der Zeit auch in Berlin und man hat dann auch gar keine Möglichkeit der Aussprache gehabt oder auch gesucht. Ich dachte mir, OK, ich bin in Rosenheim geblieben, du gehst jetzt nach Berlin: fuck off – wir lassen es jetzt bleiben! Und da ist man sich auch nicht mehr zufällig über den Weg gelaufen, dass man mal miteinander hätte reden können. Das war dann einfach so. Es kam ja dann erst wieder zur Wiedervereinigung, als Chris nach Rosenheim zurückgekommen ist. Da ist man sich dann ein, zweimal über den Weg gelaufen.

Chris: Das ist halt alles blöd gelaufen.

Michael: Ja, auf jeden Fall blöd gelaufen.

Und was hat sich seitdem geändert? Kann man sagen, dass es jetzt anders als früher ist oder ist es jetzt wieder nahtlos weitergelaufen.

Michael: Eigentlich ist es wie früher oder?

Chris: Einerseits ist es wie früher, aber tatsächlich auch anders, weil jetzt ja auch jeder für sich ein Studio hat.

Michael: Wir sind autarker geworden.

Chris: Wir können jetzt auch getrennt Musik machen und dann zusammenkommen, aber früher hatten wir nur ein Studio. Ansonsten ist alles gleich, wir haben genau da wieder angeknüpft.

Michael: Wir haben auch die gleichen Eigenschaften übernommen, mit dem selben Clash-Potential wie früher!

Damals bei eurer Trennung hat sich ja auch erstmal musikalisch etwas geändert. Chris hat zusammen mit PHON.O Musik gemacht und Michael unter anderem Musik für Werbung. Hat der jeweils andere etwas von dieser Musik jetzt wieder mit in eure gemeinsame Arbeit gebracht?

Chris: Klar, jeder bringt was ein aus den zehn Jahren.

Michael: Wobei wir glaube ich schon versucht haben die Quintessenz rauszufiltern. Wenn es nur nach mir ginge, hätte ich noch mehr Soul und Funk reingebracht, weil ich das die letzten zehn Jahre viel gehört habe. Chris hätte bestimmt mehr Techno reingebracht, denke ich.

Chris: Uuh, Techno!

Michael: Hach, Techno ist so ein beleidigendes Wort geworden!

Chris: Ich weiß gar nicht, wie du da drauf kommst, Techno!

Michael: Ich würde ja nie eine gerade Bassdrum programmieren.

Chris: Ach, das hast du ja auch nie gemacht, nicht wahr?

Das neue Album klingt ja tatsächlich wieder sehr nach Funkstörung.

Chris: Das sind einfach wir zusammen. Das klingt so. Da kommen wir nicht drum herum.

Michael: Damit sind wir auch total happy, das war uns auch das wichtigste. Wir müssen ja keinem mehr etwas beweisen. Wir haben beide unsere Jobs und unser eigenes Leben. Wir haben uns gedacht, dass wir es einfach zum Spaß machen und wenn es gut wird, gehen wir damit auch raus. Wir sind stolz drauf, weil es gut geworden ist.

Chris: Es ist cool, dass es auch nach Funkstörung klingt, aber nicht auf eine altbackene Weise oder wie genau vor zehn Jahren. Ich denke, dass wir den Sound schon ins Jahr 2015 transportiert haben.

Michael: Das hoffen wir! Das weiß man ja nie.

Chris: Wir haben in den zehn Jahren ja auch ganz viele Erfahrungen gesammelt in jeglichen Richtungen, egal ob es um Produktion oder Mixing geht. Das ist natürlich auch mit eingeflossen.

Was war der ursrprüngliche Grund für die Heimkehr von Chris?

Chris: Meine Frau kommt aus Detroit und ist auch erst nach Berlin gezogen. Ihr hat es in Berlin nicht wirklich gefallen. Wenn wir meine Familie in Rosenheim besucht haben, fand sie es immer ganz entspannt. Damals hat sie noch studiert und konnte problemlos auf die Uni in München wechseln. Mich hielt nichts in Berlin, ich konnte hinziehen egal wohin und dann haben wir einfach diese Entscheidung getroffen.

Michael: Ich hatte damals Familie und wollte in Rosenheim mein Kind großziehen. Das kam halt schon vor 13 Jahren und das war der beste Grund, dort zu bleiben. Natürlich ist es auf eine gewisse Weise im Vergleich zu Berlin langweilig. Aber es dort echt entspannt, wunderschön und es ist nichts verkehrtes daran, so eine Heimat zu haben. Durch die Touren früher hat man ja schon die Welt gesehen. Ich finde es total schön, dass man selbst in Rosenheim so einen Sound machen kann, der international klingt.

Ist euer Sound denn selbst völlig losgelöst von Rosenheim oder braucht ihr diese Ruhe und Abgeschiedenheit? Sowas wie Abgammeln am Chiemsee?

Chris: Haha, abgammeln!

Michael: Genau das machen wir! Ich persönlich finde Rosenheim deshalb auch so gut, weil es mich nicht ablenkt. Es ist nicht so wie in Berlin, wo man denjenigen auschecken muss und auf dieses Konzert gehen muss, den treffen und das Studio ansehen. In Rosenheim machst du nur deinen Kram, ganz fokussiert. Musikalisch bekommt man natürlich alles durch das Internet mit, dafür muss man ja nicht mal mehr in den Plattenladen rennen.

Chris: München ist ja auch nicht so weit. Man hat ja schon noch eine Großstadt nebenan.

Michael: Für uns war die Stadt schon ein wichtiger Faktor, als wir räumlich getrennt waren, konnten wir nicht arbeiten und jetzt geht es wieder.

Chris: Da ist ganz viel zusammengekommen.

Ihr habt das aktuelle Album ja nach euch selbst benannt, also Funkstörung. Ich hatte vor kurzem mit Clark über dieses Thema gesprochen, der das selbe bei seinem letzten Album getan hat. Für ihn war das ja eine regelrechte Blockade, weil er sich vorher entschieden hatte, sein Album so zu bennen und sich dadurch selbst unter Druck gesetzt. Steht bei euch dieses Album auch für die Quintessenz eures Schaffens, wie bei ihm?

Michael: Wann gibt es einen besseren Zeitpunkt sein Album self entitled zu machen, als bei einem Comeback? Ich muss ehrlich zugeben, dass wir total faul in Namensgebung sind.

Chris: Das war ein Grund.

Michael: Ich muss zugeben dass Gernot von Modeselektor mit dieser Idee kam. Wir haben darüber nachgedacht. Es ist ja echt ein Statement. Aber das war für uns kein Druck.

Chris: Man muss ja auch bedenken, dass wir ja auch teilweise bei null anfangen müssen, da viele uns noch gar nicht kennen. Daher ist es auch sehr praktisch einfach den Namen ins Spiel zu bringen. Man präsentiert sich quasi als Newcomer.

Michael: Der Name ist super. Wir dachten ja zuerst in Amerika und im sonstigen Ausland wird das eine Katastrophe, aber die fahren so auf deutsche Namen ab. Das war uns irgendwie nicht so bewusst. Der Name drückt auch so viel aus, weil die Musikrichtung Funk war ja immer schon extrem wichtig und dann noch die Störung und dieses teutonische passt irgendwie alles, auch für einen Albumtitel.

Bei Disconnected habt ihr ja schon mit vielen anderen Sängern zusammengearbeitet, jetzt wieder. Wie wichtig ist das für eure Arbeit oder anders gefragt inspirieren euch die Sänger oder ist der Gesang eher wie ein fehlendes Teil, dass das Bild vervollständigt?

Chris: Das zweitere. Wir wollen oft instrumentale Stücke machen, aber bei dann…

Michael: Du solltest das im Studio sehen! Wir sitzen dann da und sind total begeistert von einem Beat und sagen, wir wollen jetzt keinen Vocaltrack machen, aber lass uns mal nur so eine Vocalspur reinsetzen. Und dann setzen wir drüber und – das ist so geil! Es ist immer das selbe. Aber wir inspirieren schon die Sänger, weil wir ja zuerst die Instrumentale machen. Dann passiert es aber schon mal, dass wir, wenn wir die Vocals bekommen, den Track komplett umwerfen. Bei Jamie Lidell haben wir zuerst ein windiges Demo geschickt. Als er den Track dann haben wollte, haben wir dann da noch ewig dran rumgebastelt und dann sagte er, dass das Demo doch viel besser war. Macht es doch einfach viel simpler! Daraus wurde dann das Stück „So Simple“.

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