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DJ Koze über negative Kritik

Acht Jahre sind seit den letzten Longplayern von Stefan Kozalla aka DJ Koze aka Adolf Noise vergangen. Fast schon entschuldigt er sich dafür, dass in Hamburg ein anderes Tempo als in Berlin vorherrscht. Aber dafür hat er viel Liebe in die Beats gesteckt und eine Menge Freunde mit auf die neue Platte geholt. (von Julius Brodkorb, Bilder: Pampa Records)

Auf deinem neuen Album „Amygdala“ sind viele Kollaborationen mit Musikern wie ApparatCaribouMatthew DearDirk von LotzowAda oder auch Hildegard Knef. Wie ist es dazu gekommen und wie lief die gemeinsame Arbeit ab? Außer bei Hildegard Knef vielleicht.

Ich habe sie einfach danach gefragt ob sie etwas singen wollen. Während der Produktionsphase habe ich gemerkt, dass ich Lust bekam diesmal die Produzentenrolle einzunehmen. Wie ein Hip-Hop-Produzent, der im Studio sitzt, seine Beats bastelt und dann kommen die Leute vorbei. Missy Elliott wäre schön gewesen, aber dann musste ich Apparat nehmen. Geht ja halt nicht anders, da musste ich auf den Freundeskreis zurückgreifen.

Durften die anderen Musiker denn auch an der Musik aktiv mitwirken?

Nein, sie durften nur die Vocals beisteuern. Sie haben an der Musik gar nichts gemacht, das hätte ich denen auch gar nicht erlaubt. Ich will immer der Bestimmer sein. Außerdem können die ja auch alle froh sein auf meiner Platte dabei zu sein, denn dadurch bekommen sie jetzt noch mal extra Turbo für ihre Karriere.

Wie kam es zu dem Album-Artwork und wer sind die ursprünglichen Figuren auf den Bildern?

Das bin ich! Das war ein Fotoshooting. Wir mussten mit biologisch abbaubarem Pulver die gesamte Wiese einfärben und dieses Karibu zähmen. Ich glaube, das ist ein Rentier. Das ist keine Fotomontage!

Als Musiker ist man ja generell meistens auch selber Musikkonsument, aber nicht alle lesen Texte über Musik. Liest du Musikzeitschriften oder ähnliches?

Nee, gar nicht. Abgesehen von diesem Monat, wo ich alles lese was über mich geschrieben wird. Aber damit habe ich mittlerweile auch wieder aufgehört, nachdem ich gemerkt habe, dass das alles Unisono abgefeiert wird. Das reicht mir und ich muss nicht jedes mal alles nachlesen. Generell bin ich aber niemand, der sich Magazine wie WireNME oder Spex kauft. Vielleicht, wenn Tocotronic auf dem Cover sind. Ab und zu lese ich mal die Groove, aber dieses Theoretisieren über Musik ist überhaupt nicht mein Ding. Auch nicht das Geschichtliche einordnen, ich fühle mich wohler, wenn ich freier damit umgehen kann.
Es kann natürlich auch Spaß bringen. Ich habe Freunde, die wenn sie Zug fahren, fünf Magazine vor sich liegen haben.

Was machst du stattdessen im Zug?

Heute wollte ich nicht mal eine Zeitung haben. Ich versuche dann noch mal zu schlafen. Ich genieße die Transporte als einzige Oasen in meinem Alltag, wo ich nicht online bin und nicht abliefern muss. Früher hatte ich auch immer Flugangst, eigentlich habe ich die immer noch, aber jetzt genieße ich die Zeit. Einfach im Sessel zu sitzen ist manchmal das Schönste des Tages.

Weil niemand was von einem will.

Ja, und weil natürlich der Flughafen hässlich ist und die Welt da draußen immer etwas von einem will. Aber das ist natürlich auch nur beschränkt auf die Albumphase, wo ich gerade ein bisschen überfordert bin.

Deshalb auch die acht Jahre zwischen den letzten beiden Alben?

Ja, vielleicht auch deshalb diese acht Jahre. Obwohl ich ja auch viele andere Sachen gemacht habe in der Zeit. Man darf diese Albumphase nicht damit verwechseln, dass es um einen selber geht. Man ist nur in diesem Monat gerade dran, irgendwelche Slots zu füllen. Diese Slots sind im nächsten Monat auch da und dann wird dort der nächste Künstler vorgeschoben.

Du sagst ja selber, dass das Album überall abgefeiert wurde, was ich ähnlich wahrgenommen habe. Aber wie gehst du mit negativer Kritik um?

Das ist lustig, dass man sich oft auf negative Kritik versteift. Man bekommt 5 – 10 tolle Kritiken, die man dann schnell durchwinkt. Aber dann gibt es einen vereinzelten Verriss und das Phänomen daran ist, dass man sich dann viel länger mit diesem als mit allen anderen beschäftigt. Das ist wahrscheinlich eine der großen Aufgaben im Leben, einen gesunden Umgang mit solchen Dingen zu erlernen. Denn eigentlich ist es natürlich totaler Quatsch.

Kritik ist erstmal ein kaltes Gefühl, weil man ja viel Liebe und Offenheit in seine Sache legt. Man bietet den Leuten freiwillig etwas an. Das können sie annehmen oder eben lassen, man will ja nicht sowas wie den Tatort mit Till Schweiger machen. Ich hab mir ja nicht den Auftrag für die Allgemeinheit abgeholt: ich bringe euch jetzt den Tatort mit Till am Sonntag, sondern ich mache eine Platte. Es gibt tausend Platten, jeder kann sich die kaufen oder eben nicht. Deswegen ist es manchmal so komisch, wie sich manche Leute berufen fühlen, ihre Meinung abzugeben. Wenn die Meinung fundiert ist und sie irgendwelche wahren Punkte beinhaltet, finde ich das OK. In irgendeinem Interview, wo ich mir die Kommentare durchgelesen habe, stand in etwa: „die Platte ist kein Techno, das sind lieblos zusammengeschusterte Beats, die nerven und die man eher nicht braucht.“

Genial dachte ich mir, wie man aus dem Schutz der dunklen Loge eine Steinigung vornehmen kann, ohne das gesamte Ding zu hören sondern nur mal kurz in einen Stream reinzuhören und dann zu sagen: „das braucht man eher nicht“ und diese Meinung dann den Leuten mitzuteilen, als ob diese eine Meinung so wichtig wäre. Das finde ich manchmal faszinierend. Wenn eines nicht stimmt, dann dass die Beats lieblos zusammengeschustert sind. Das ist das einzige, was wirklich wissenschaftlich nachweisbar ist!

Warum trifft einen das dann immer so?

Eigentlich ist es mir egal, mich trifft sowas nicht! Mich würde es treffen, wenn etwas davon stimmen würde. Aber ich bin dann davon beeindruckt und muss länger über dieses Faszinosum nachdenken, wo Leute sich zu sowas berufen fühlen. Warum es einen trifft? Weil man als Künstler ja irgendwie auch immer skeptisch und zweiflerisch ist, aber das ist eine so komische Angewohnheit, die man sich abgewöhnen sollte. Man sollte das Positive wie Negative einfach mit genau dem selben Gewicht betrachten.

Eine letzte Frage, was würdest du machen, wenn du keine Musik machen würdest?

Vielleicht Koch… ich kann ganz gut kochen, aber nicht so viele Gerichte.

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